Aus
einer Veröffentlichung der Firma Julius & August Erbslöh,
Walzwerk, Drahtzieherei und Presswerk, Barmen-Wupperfeld, 1917:
Seniorchef: Geheimer Kommerzienrat Julius Erbslöh
Anfang
der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, als die deutsche Industrie
zu erwachen begann, folgte Julius Erbslöh, der Vater des heutigen
Seniorchefs der obigen Firma, dem jedem strebsamen Manne innewohnenden
Drang zur Selbständigkeit und begründete in bescheidenem
Umfange ein Walzwerk unter der Firma Wolf & Erbslöh. Den
Hauptfabrikationszweig bildeten anfänglich sogenannte plattierte
Bleche", d. h., Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin auf
Kupfer, eine Fabrikation, die erst in den dreißiger Jahren
von Paris aus nach Deutschland eingeführt wurde.
Diese
plattinierten Bleche fanden Verwendung für Knopffabrikation,
Reflektoren für Wagenlaternen, Daguerrotyps, Rahmen und für
Kurzwaren. Daneben wurden auch Kupferbleche für Metallschablonen
und Feinsilberbleche hergestellt.
Durch
rastlosen Fleiß und unermüdliches Streben auf diesem
Spezialgebiete das mögliche Beste zu schaffen, hat sich die
Firma, die 1872 in Julius & August Erbslöh"
umgewandelt worden war, im Laufe der Jahre einen ganz besonderen
Absatz gesichert und konnte sich in stetem Wachsen zu ihrer heutigen
Bedeutung entwickeln. Da auf dem Grundstück in Barmen die vorhandenen
Räume mit der Zeit nicht mehr genügten, richtete die Firma
den Zweigbetrieb Kupferhammer in der Gemeinde Ronsdorf ein, der
von dem Stammhause mit verwaltet wird.
Nachdem
die Fabrik bereits Anfang der achtziger Jahre die Anfertigung von
Messingblechen und Drähten in größerem Maßstabe
aufgenommen hatte, wurde wenige Jahre später durch die Erfindung
des Aluminiums abermals eine grundlegende Neuerung im Betriebe eingeführt.
Die tatkräftigen und umsichtigen Leiter der Firma Julius &
August Erbslöh erkannten sehr bald den Wert des neuen Metalles
und richteten in großzügiger Weise ihren Betrieb für
die Weiterverarbeitung dieses Metalles ein, das dazu berufen war,
nach mancher Richtung Kupfer und Messing zu ersetzen.
Außer
den oben genannten Fabrikaten werden von der Firma auch Halbfabrikate,
wie Bleche, Drähte, Stangen, Röhren und Schleifbügel
für elektrische Bahnen angefertigt. Eine bekannte Spezialität
der Fabrik bilden die mit einem Muster versehenen (sogenannte dessinierte)
Bleche, in ungefähr 1000 verschiedenen Dessins.
Zum
Betriebe dienen die modernsten Maschinen von ca. 1400 PS. Die Firma
beschäftigt ungefähr 400 Arbeiter, für deren Wohl
weit über die gesetzlichen Grenzen hinaus gesorgt ist.
Die
Leitung des Unternehmens liegt gegenwärtig in den Händen
der Söhne des Gründers: des Geh. Kommerzienrates Julius
Erbslöh und Herrn Walter Erbslöh. Im Jahr der Begründung
der Firma 1842 geboren, war ersterem der Lebensweg
von Anfang an vorgezeichnet.
Er
absolvierte die höhere Schule seiner Vaterstadt und erhielt
im Anschluß hieran eine gründliche kaufmännische
Ausbildung in einem großen westfälischen Werke. Zur Erweiterung
seiner Kenntnisse hielt sich Erbslöh dann noch längere
Zeit in England auf und kehrte 1864 nach Barmen zurück, um
in die väterliche Fabrik einzutreten. Im Jahre 1870 zum Teilhaber
aufgenommen, steht er noch an der Spitze des Unternehmens, dem er
über fünfzig Jahre seine Kräfte gewidmet hat.
Trotz
der großen Arbeitslast, die auf seinen Schultern lastete,
hat Geh. Kommerzienrat Erbslöh stets Zeit und Lust gefunden,
sich auch anderen Interessen zu widmen. So hat er sich u. a. in
25jähriger unermüdlicher Tätigkeit als Stadtverordneter
um die Entwicklung seiner Vaterstadt verdient gemacht. Ferner ist
er seit 12 Jahren Mitglied der Handelskammer und wurde von seinen
Mitbürgern 1906 in den Provinzial-Landtag gewählt. Auch
ist er Vorsitzender des auf sozialem Gebiet bekannten Barmer Vereins
für Gemeinwohl und Aufsichtsrats-Mitglied in verschiedenen
Gesellschaften.
In
Anerkennung seiner kommerziellen Verdienste wurde der Fabrikant
schon vor Jahren zum Kommerzienrat und kürzlich zum Geheimen
Kommerzienrat ernannt.
|